16. April 2011 - Christchurch - Greymouth
Etwas, was ich an Mehrbettzimmern liebe, ist definitiv das früh Morgens rausschleichen. Es hat schon was schelmisches, als erster wach zu sein und seinen Kram zusammenpacken zu müssen. Jeder der Mitbewohner weiss, dass es nicht anders geht und so wird es toleriert. Aber meine Schadenfreude lässt mich das sehr geniessen haha. Heute wollte ich nichts vergessen, schon gar nicht meine Wanderschuhe und so habe ich halt nach ein bisschen länger rumgeraschelt, bis ich dann endlich los konnte. Der Shuttle-Bus sollte mich abholen und an den Bahnhof bringen. Aber wie sollte ich raus kommen? Ich habe meinen Schlüssel bereits in den Rückgabekasten gelegt und an der Rezeption war morgens um sieben noch niemand. So kam es, dass ich vor dem verschlossenen Tor stand und nicht raus kam. Ich musste zurück und nach einer wachen Seele suchen, die mir den Schlüssel borgt. Sichtlich überrascht über den Logikfehler des Hostels, öffnete mir dann ein netter Hippie im letzten Moment.
Heute fuhr ich endlich mal wieder Zug. Der berühmte Tranzalpine sollte mich von CHCH nach Greymouth bringen. Viele meiner Mitreisenden nervten sich ab dem schlechten Wetter. Mir wiederum war das furzegal. Ich brauchte heute nichts mehr wie eine Nachricht von Tessa, dass sie gut angekommen ist, gute Musik und einen Fensterplatz zum rausschauen. Es war herrlich, wie die Tropfen der Scheibe entlang strichen, als wollten sie mich von all meinen Sünden rein waschen. Der Nebel wand sich um die aufkommenden Berge und liessen mich umso leichter tief in die Musik der Kopfhörer versinken. Viel zu wenig habe ich in den letzten Tagen diese Wohltat genossen (Beady Eye und Eddie Vedder). Die Leute um mich bemängelten das Wetter und trotzdem überfüllten sie die Aussichtsplattform und boxten sich um einen Fotospot. Ich hatte heute ehrlich gesagt gar keine Lust mit irgend jemandem zu sprechen. Erweichte mich dann aber für den Martin und die beiden Shelbys. Ja, da waren zwei von ihnen. Wie gerne hätte ich heute Ford geheissen, das wär ein Lacher gewesen. Mit Müh und Not gab ich mein Versprechen, in Franz Josef mit ihnen ein Bier trinken zu gehen. Jaja, das Travellerfrischfleisch (Neureisende), voller Tatendrang und unaufhaltbar in der Kontaktsuche. Für mich als inzwischen alter Hase (love ya, patty) in dem Business, der heute einfach mal Ruhe haben wollte, aber auch nachvollziehbar. Wir wollen ja mal kein Assi sein oder? :D
Greymouth ist ein süsses kleines Goldgräberstädchen, so mit den Häuserfronten und nach hinten abfallendem Anbau. In der Theorie etwas wie wildwest. Ausser dass es da keinen Macdonalds gibt, der mir Big Mac Nr. 61 Serviert. Dafür habe ich heute endlich mal Kassensturz machen können.(Danke Mami fürs Senden der Unterlagen) Ich stehe gar nicht schlecht da! Seit meiner Abreise stehen ca 10000 Fr. Ausgaben ca. 7000 Fr. Einnahmen gegenüber. Einnahmen? Dazu gehört auch noch der Bonus, den ich von meinem Arbeitgeber noch erhalten habe und die Versicherung, die Bilanz doch recht gut aussehen lässt. Ich bin viel rumgekommen und habe es mir oft auch gut gehen lassen. Es würde billiger gehen (Man rechnet 1200 Fr. pro Monat), aber trotzdem bin ich nur 3000 Fr. unter dem, was ich zu beginn hatte. Das erfreut mich sehr, denn ich dachte, es sei schlimmer. Hatt mich doch der Flug nach China mehr gekostet wie erwartet und damals in Australien, hab ich ja auch einen in den Sand gesetzt, was mich dann 400 Dollar anstelle von 70 gekostet hat. Geschweige vom neuen Macbook und dem Gefühl, mal wieder 20 Fr. für ein Essen ausgeben zu müssen. Aber bald gehts nach China, was mich dann nicht weniger wie 600 Fr. im Monat kosten sollte. So jetzt habt ihr mal ein bisschen einen Vergleich. So, jetzt leg ich mich hin und mache nicht mehr allzuviel. Das Wetter spielt auch nicht mit, so habe ich kein schlechtes Gewissen. Füsse hoch und Ende.
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