9-10 Juni 2011 - Chengdu - Beijing
Sechzig Betten, davon 6 pro Abteil. Keine Türen, aber wer braucht das schon. Was bin ich froh, sind die Chinesen keine Schnarchnation. Nur, welches sind unsere Betten? Wir konnten usere Tickets nur halb entziffern und schafften es immerhin zum richtigen Abteil. Als sich dann die Betten mit wuselnden Chinesen füllten, stellten wir fest, dass die beiden obersten wohl unsere sind. Stellt euch vor, zwei gross gewachsene Europäer kriechen in einem kleinen Hühnerstall (So sah es aufgrund des nicht vorhandenen Verständnisses von Müllentsorgung auch bald aus) eine Mini-Leiter hoch, stossen sich von der Gepäckablage ab um dann zusammengefaltet in einem Bettchen zu sitzen, das für die nächsten 2 Tage das Daheim sein wird. Herrlich :D Schon vor der Abfahrt begann es nach Toilette zu riechen (Natürlich eine Chinesische, nix wars mit dem Traum von Porzelan), was aber vom Zigarettenrauch der Qualmer in den Zwischenabteilen bald überdeckt wurde. Wir erlebten eine überraschend ruhige Nacht. Brav um 10 war Licht erlöschen und alle gingen Schlafen. Obwohl der Zug nicht moderner aussah als schweizer Regios, fetzte das Ding mit gut 200km pro Stunde in die Nacht und blieb dabei so ruhig, dass man in seinen Gedanken einen kleinen Chinesen vor sich hat, der mit seiner Wasserwage akribisch die Geleise gerade hält. Ach, ich liebe Züge. Und es ist wirklich kein Gerücht, in China mit dem Zug zu Reisen hat Stil :D
Den nächsten Tag verbrachten wir mit Instant-Noodeln essen, lesen, Musikhören und die unzähligen Nuklear-Power-Plants zählen, an denen wir in Zentral-China vorbeifuhren. Zur Abwechslung gab es auch mal Fabriken und Raffinerien zu sehen. Echt jetzt, ich weiss nicht was ich falsch gemacht habe, denn die Emma hat herrliche Naturfotos gemacht. Ich hab immer nur Industrie gesehen. Bin ich schon so geblendet? ;-)
Emma war natürlich das Highlight. Alle drehten sich nach der grossen, blonden Dame um. Das artete dann so aus, dass ich nach einem mit meinem Innneren hart erkämpften Toilettengang eine Schaar kleiner Chinesen vor der Tür warten hatte, die sich aufgerafft hatten und mit zusammen mit einem übersetzer mich um ein Foto mit meiner "Frau" baten. Ihr hättet das Bild sehen sollen. Tür auf, gut zehn Paar glänzende Augen die Löcher in mich starren. Ich war so gerührt über den Aufwand und die Überwindung, die das gekostet haben muss, dass ich die Emma aufweckte. Foto hier, Foto da. Sie waren fast nicht Satt zu kriegen. Von nun an war das Eis gebrochen. Mit Händen, Füssen und viel Alkohol kommunizierten wir die ganze Nacht, bis die ersten Chinesen nicht nur wegen Urinierens zur Toilette rannten. "In-Chinesischem-Zug-mit-Locals-Schnapps-bis-zum-umfallen-trinken" CHECK :D Und wieder war ich froh über die perfekte, kurvenlose Streckenführung. Einen Glacier-Express hätten wir diese Nacht nicht überlebt. *Hick*
Inzwischen sind wir in Beijing angekommen und haben sogleich in unser Hostel eingecheckt. Wir gönnten uns ein herrliches Swiss Breakfast mit Rösti. Mmm... Mal sehen was heute noch geht, aber erst einmal muss ich den Nudelsuppenzigarettenschweissgeruch loswerden...
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