10-11. Januar - Melbourne - bewöllkt, 23°
Heute widme ich mich einem Thema, dass mich schon seit längerem beschäftigt. Seit meiner Ankunft in dieser Stadt, viel mir auf, dass die Menschen hier anders sein müssen, wie in anderen Städten. Aus den vielen Gesprächen fühle ich langsam heraus, dass viele meiner Mitschüler und andere Studenten eine Geschichte mit sich tragen. Es ist eine Gruppe, wild zusammengewürfelt. Aber alles hat einen Zusammenhang. So vermute ich, dass es etwas mit der Stadt zu tun hat. Melbourne ist nicht so hip wie Sydney. Melbourne hat keine Harbour Bridge oder Opera. Diese Stadt hat tiefe. Die Leute in meiner Klasse sind älter. Im Schnitt 27 Jahre. Die Bilderbuch Polin, meine Banknachbarin. Eine Klassefrau, ist verheiratet und macht den Kurs um mit ihrem Mann in Australien immigrieren zu können. Camillo, der Columbiaer, war beinahe verheiratet, sah aber dass da mehr war. Seine Beziehung hielt nicht, als er ins Ausland ging. Patty, die liebste Dame aus Barcelona sah ihr Glück in der Ferne. Ihre Partner sah das anders. So ging’s auseinander. Mit Luciana war ich heute spontan an ein Brasilianisches Geburtstagsfest im Casino geladen. Weisses Hemd hervorgekramt, los gings. Während der ausgelassen Stimmung, kamen wir auf das Thema. Lovely Lucie kommt aus Brasilien, ist geschieden und ihre hier gefundenen Freunde nennen sie unter Freunden die „devorced ones“.
Ich weiss ja nicht, ob ich mich täusche, aber solche Geschichten habe ich aus anderen Städten dieses Landes noch nicht gehört. Es scheint mir, als wäre Melbourne ein Magnet für Leute, die entweder liiert sind oder eine harte Zeit hinter sich haben. Es herrscht keine „Jeder fickt jede“-Stimmung. Jedenfalls nicht bei uns. Ob’s nun die Stadt ist oder der Zufall... Es ist hier etwas sehr spezielles, was mich auch zu folgender Aussage leitet:
„ When you’re abroad, your friends are your family“
Behandle sie, als wären sie deine Brüder und Schwestern. Denn sie sind die, die dein Leben machen. Es ist selten die Stadt, die dich berührt, sondern die Menschen darin. Ich bin in der glücklichen Situation, einige gute Seelen um mich zu haben, die auch in meinem nicht tiefgehenden Englisch verstehen und nachfühlen können. Sie sehen was ich durchmache und stehen mir bei. Es geht ihnen ja nicht viel anders. Das ist ein schönes Gefühl – Mein Gefühl von Melbourne.
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