16. September 2011 - On the Train
Pünktlich um 20:59 verlies der T22 den Bahnhof von Chengdu. Wenige Touristen finden sich auf dieser Langen Strecke, die uns über Xian, Xining, Golmud nach Lhasa führt. Wir gönnen uns eine Flasche Rotwein im Zwischenabteil, reden über Gott, die Welt, den Michael und die Andrea und über die Zukunft. Wir verspüren die Lust zu schlafen, was wir dann auch bis um 12 Uhr nächsten Tages durchzogen.
Was wir aus dem Fenster sehen, ist wenig berauschend. Bis Xining ist es halt China. Nicht viel zu sehen ausser Nebel und Smog. Später am Tag passieren wir auf dem Wegabschnitt nach Golmud Teile der Wüste Gobi. Wunderschöne, weite Gebiete mit riesen Hügeln im Sonnenuntergang. Die Chinesesen geilen hier fast ab. Regelmässig kommen über Lautsprecher Durchsagen über was es zu sehen gibt. Es soll auch English geben, aber entweder verpassen wir den immer oder sonst was. Auf jeden Fall werden die singenden Hügel mit unaussprechlichem Namen in goldenes Licht getaucht. Wir passieren das Quinghai-Plateau, mit dem grössten Süsswassersee Chinas.
Wir sind auf dem Weg nach Tibet und werden irgendwann in der Nacht die Grenzen passieren. Ab Golmud wird dann auch Oxygen in die Kabinen gepumpt um beim Passieren des 5072 Meter hohen Passes vor Lhasa die Leute nicht ersticken zu lassen. Ein Händler verkauft Nikotin-Injektionen für die starken Rauchen. Woahhh, Oaaaaah. Die Chinesen scheinen sowas nicht oft zu sehen. Was haben wir für ein Glück und geniessen bei nem Glas Rotwein.
Zugreisen ist so gemütlich. Du bist zum Nichtstun gezwungen. Hast Zeit zu lesen, Hörspiele zu hören, Musik, etwas schreiben... oder einfach nur da zu sitzen und raus zu kucken. Was freu ich mich auf den Sonnenaufgang morgen, dann bereits mit Fuss auf Tibetischem Boden.
Gleichzeitig entschuldige ich mich für eventuelle Absenzen die nächsten Tage. Das liegt einerseits mit der verschärften Zensur in Tibet zusammen die noch mal ein ganzes Stück härter ist, wie aufm "Festland" und daher ich auch politische Meinungen mit einfliessen lassen möchte, könnte es sein, dass ich erst in Nepal veröffentliche um nicht ein Opfer einer der Agenten zu werden oder irgendwelche Tibeter oder uns in Gefahr zu bringen.
Nach meiner langen Zeit in China habe ich gegenüber der Tibet-Problematik eine mehrheitlich neutrale Einstellung mit meinem persönlichen Fazit dass beide Seiten viel Dreck am Stecken haben. Ja, es ist wahr, dass in Tibet die Mehr dazu die Tage. Ich werde kein Blatt vorn Mund nehmen. Bedenkt bitte, ich bin kein Politiker.
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