4. Oktober 2011 - Kathmandu
Es musste ja so kommen! Alles fuchteln und verfechten hat nichts gebracht. Nun stehe ich wieder hier oben und spüre, wie mir die Gurte angelegt werden. Irgendwelche Nepalis sagen was zu mir und halten eine Videokamera ins Gesicht. Tausend Tode bin gestorben, damals in Neuseeland und hier spüre ich wieder, wie ich langsam das Bewusstsein verliere.
Trotzdem bleib ich da. Es gibt kein Zurück. Lukas, Jallal und sogar Andreas haben sich schreiend in die Tiefe gestürzt. Wie kleine Kinder Lunte gerochen und ich trau dem Mechanismus hier kein bisschen. Doch dann überkommt es mich... der Drang... Alles ist vergessen, ausgeblendet. An der Kante schaue ich hinab... 200 Meter bis zum Boden und 160 Meter freier Fall...
Ich lasse mich fallen und breite die Arme zum Flug aus. Der Wind rauscht und gibt mir den intensiven Kick und Moment, den ich liebe. Der Boden kommt näher und ich realiere, wie schnell ich tod bin, wäre da kein Seil. Es beginnt zu greifen und katapultiert meinen wehrlosen Körper zurück in die Luft, wo ich zum ersten mal Initiative ergreife und über Kopf zum Rückwärtskopfsprung ansetze und erneut in die Tiefe segle.
Mein Siegesschrei hallt bis nach Tibet, bis die Körperspannung langsam nachlässt und ich vom Seil befreit werde. Ich verlasse die Schlucht zu Fuss und sehe von unten, wie verdammt nochmal hoch das gerade eben war... Siegeszigarre und Kühles Everest-Bier standen für uns alle schon bereit.
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