Donnerstag, 7. März 2013

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3. März 2013 - Choroni

Also doch, was erst nach Regen ausgesehen hatte, wurde eine der klarsten Nächte Venezuelas. Die Wellen brechen mit einer Wucht gegen unsere Körper, dass es uns schwer fällt, aufrecht zu stehen. Das Wasser sucht sich den direkten Weg. Doch unser Entfachtes lodert in unseren Herzen und zeigt uns den Weg zurück wo wir herkommen - vom wesentlichen. Entfacht durch Palmblätter, Bambus und mit trockenem Kokos am leben erhalten, spendet es Licht, das zusammen mit der Erleuchtung von Chris und Katinka mich erinnert, auf welchem Pfad ich gehe. Oft in einer Traumwelt gelebt und mit Luxus kompensiert, holen mich die zwei in kurzer Zeit mit einem Lächeln auf die Erde zurück. "Kann es etwas Besseres geben?" rufen wir in die Wellen, die sich um unsere Nacktheit, so wie wir, einen Scheissdreck scheren. Ich glaube, das ist spirituell. 

Die letzten Tage schoss es mir immer und immer wieder durch den Kopf. Bald verlasse ich diesen Kontinent. Viel habe ich erlebt - es war gut - zu vergleichen mit den Abenteuern im ersten Jahr aber kaum. Menschen wie Lukas, Michel, Ben, Frida oder Emma haben die grössten Abenteuer geprägt. Als Team hat man Aufgaben auf sich genommen. Quer durch Tibetisches China auf eigene Faust, hätte es ohne diese Menschen nicht gegeben. Ich erzähle Chris davon und während meine Worte über die Lippen gehen und ich in seine gespannten Augen blicke, stelle ich fest, alleine hätte ich das wohl nie gemacht. Zu aufwändig, zu gefährlich. Ich vergleiche mit meiner Zeit hier und ich stelle etwas fest. 

Vielleicht war ich anders, bestimmt war ich anders. Doch der Schlag der Menschen, die ich traf, waren anders. Es ging ihnen andere Dinge. Ich konnte nichts mit ihnen Anfangen. Klar, wir hatten auch Frauen und hatten Sex. Aber anders - wir haben die Magic Bubble geschätzt und nicht die Masse. Wir hatten eine Klasse, die auf diesem Camino mässig gesucht war. 

Mit Elodie und Jenny war die Zeit fantastisch und hat unsere Freundschaften mit einer Apollo  in neue Sphären geschossen. Jedoch war die Zeit zu kurz und Abenteuer wich "in kurzer Zeit viel sehen". Das war wunderschön. In der Zeit wo genügend Platz für Abenteuer war, fehlte jedoch jemand, es zu Teilen. Einen Partner. Ich schaue Katinka und Chris an. Zwei offene, junge Menschchen, die das alles Zusammen machen. In mir sprudelt es wieder vor Tatendrang und ich denke an all die Sachen, die ich nicht gemacht habe, obwohl vorgenommen - weil es Momente sind, die zu Teilen sind. 

Weiter brechen die Wellen über meine Schultern. Ich halte dagegen und spüre wie stark ich eigentlich bin. Ich schlafe in den Bäumen und esse aus dem Fluss. Wo kein Abenteuer ist, da mache ich mir eines und würde ich nicht morgen bereits nach Caracas fahren müssen, dann würde ich wohl noch ein Weilchen mit den Zwein sein, die mich heute Abend daran erinnert haben, um was es geht. Teilen ist alles. Und wo kein Partner ist, da bist du, lieber Leser. Ich wünschte du wärst hier und würdest das sehen und mit uns spüren. 

Ich glaube ich bin nun bereit.


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