Freitag, 12. April 2013

National Pride and Global Warming

3. April 2013 - Thorshavn


Wir haben uns gestern in aller Euphorie etwas übernommen für den heutigen Tag. Nach nüchterner Betrachtung der Dinge haben wir uns entschieden, kein Auto zu mieten. Wir haben schlicht zu wenig Zeit, all die Dinge zu sehen, die wir wollen. Auch wenn die Insel klein ist, so entpuppt sich das meiste als sehr aufwändig und kostspielig. Zum Beispiel das benutzen von Fähren und Unterwassertunnels, was uns dazu bringt, den Bus zu nehmen.

Das Bussystem ist grossartig und effektiv. Es bringt uns zügig in die nächst grössere Stadt namens Westmannar, was nichts anderes heisst wie: Die Männer aus dem Westen. In diesem beschaulichen Dorf startet dann eine kleine Bootstour zu den Berühmten Vogelklippen. Hier spürten wir zum ersten Mal, wie unser Verstand etwas gegen diese Einsamkeit zu rebellieren beginnt. Wir müssten zwei Stunden warten und wissen nicht, was mit uns anzufangen. Es gibt hier einfach nichts zu tun und schön ist es auch nicht =) Wir finden dann durch zufall eine Schule, deren Internet öffentlich zur Verfügung steht, welches wir dann rege nutzen.

Nicht nur in Island und Grönland spürt man die globale Erwärmung. In Buenos Aires herrschen im Moment Zustände wie in Venedig. Es hat viele Tote gegeben höre ich von meinen Bekannten. Ich schweige und höre gespannt die Kommentare unseres Skippers, der gekonnt entlang den Felsen manövriert. Vor Jahren noch gab es hier unmängen von Vögeln und auch viele Papageientaucher. Doch weil sich das Wasser erwärmt hat, fehlt es ihnen an Nahrung, was sie veranlasst, weit hinaus zu fliegen. Doch nicht jeder hat die Lunge eines Fabian Cancellara und schafft es zurück. So hängt alles zusammen.

Die Felsen sind trotzdem extrem eindrücklich. Manchmal bis 300 Meter ragen sie senkrecht aus dem Wasser. Wir versuchen es auf Bilder zu bannen und scheitern kläglich. Wir entscheiden, diesen Genuss in unserem Gedächtnis zu behalten.

Zurück in Thorshavn erledigen wir unsere Einkäufe. Wir haben heute Sweinur zum Abendessen eingeladen. Das mindeste, was wir tun konnten. Mit seinem gewohnt offenen Grinsen trat er dann auch in die Wohnung und sieht, wie wir uns eingerichtet haben. Er schnüffelt etwas in Richtung Herd und meint: "This smells good!" Klar tut es das, Sweinur. Stéph und ich haben auch eben für dich ein grandioses Zürigschnätzlets gezaubert. Wir überlegen uns das Englische Wort für "Gschnätzlets". Aber es will uns nicht einfallen.

Sweinur ist ein Gebildeter Mann. Er ist ein typischer Fähringer und wie alle seine Landsmänner mit dem Meer verbunden. Er arbeitet das eine Jahr als Fischer auf Longlinern draussen in der Extreme um dann das nächste Jahr als Lehrer die Färingerische Sprache zu unterrichten, die eine Mischung aus Dänisch und Isländisch direkt von den Wikingern abstammt. Er ist sehr stolz auf die Rolle der Fähringer, wie sie in der Geschichte mehr oder weniger unbehelligt immer wieder Auftauchen. Stolz erzählt er, wie die Kapitänin des grössten uns bekannten Schiffes, der Queen Victoria eine Fähringerin ist. Die erste Frau, die so weit kam. Dann wirds Patriotisch und Sweinur erzählt, wie viele seiner Vorväter im zweiten Weltkrieg als Kapitäne der ausländischen Kriegsschiffe dienten oder im geheimen die Briten mit Fisch belieferten. Die Inseln wurden darauf von Deutschen Stützpunken in Norwegen bombardiert, was dazu führte, dass die Färöer prozentual auf die Einwohnerzahl die grössten Verluste aller im Krieg beteiligter Nationen aufwiesen.

Wir hören zu Sweinurs Geschichten und während ich etwas müde werde, ist Stéph voll dabei. Wir entscheiden uns noch ein Bier zu nehmen und laufen runter zum Hafen. Dort gibt es eine wunderbare Bar, "Sirkus" genannt, die sich von den heftigen Seemanspubs, die heute noch so sind, wie damals, abhebt und allen Rock'nRollern ein Zuhause bietet. Wir sprechen weiter über den kommenden Reichtum durch das neulich entdeckte Öl, welches durch Geschickte Verträge mit Dänemark sämtliches Geld in die eigene Staatskasse fliessen lassen wird. Sweinur ist Feuer und Flamme und will gar nicht mehr aufhören. Doch uns zieht es langsam zurück nach Hause. Morgen um 8 geht unser Flug und das heisst: Früh aufstehen um einem Beeindruckenden Land auf Wiedersehen zu sagen, in dem wir nicht die grossen, berühmten Aussichten gesehen haben, dafür kulturell tief eintauchen konnten.












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