15. Juni 2011 - Transmongolian Express Tag 1
Menschenskinder, was habe ich den Abend gestern genossen. Das urbane leben hatte uns für einen kurzen Moment wieder. Das Besuchen von Konzerten oder das in die Lokale Musikszene zu tauchen. Dinge die Daheim mein leben darstellten und ausmachen, die ich hier aber kaum suche. Es grenzt beinahe an Selbstkasteiung und das muss sich ändern. Ich will wieder durch Plattenläden stöbern, mit Freaks abhängen.
Ja, das hat mir Beijing ganz klar gezeigt - auch hier gibt es Kunst und moderne Kultur jeglicher Art, was sicher dazu beiträgt, das viele Ausländer in den Hutongs hängenbleiben. Ich bin in machen dingen zum Tourist geworden und das gefällt mir nicht. Die wahre Tiefe einer Stadt erfährt man durch die Locals und nicht durch das aneinander Reihen von Touren oder Sightseeing. Das eine gute Mischung aus beidem die Zauberformel sein kann, haben uns die letzten Tage hier mal wieder aufgezeigt. Emma und ich sind beide überrascht von der Vielfalt, die sich in dieser Stadt trotzt Hammer und Sichel entwickelt hat und die Leute, die uns gut, sehr gut behandelt haben, so gut es halt eben geht. Wir sind doch sehr verschieden.
Heute ist ein grosser Tag. Wir bestiegen den Zug und fahren auf die andere Seite der Grossen Mauer. Total übernächtigt liegen wir auf unseren Hardsleepern und geniessen den Blick aus dem Fenster. Aus den Boxen dröhnen Fleet Foxes und Beta Band. Vorbei an Bergen und Reisterassen, Steinbrüchen und Maisfeldern geht es raus aus dem Kommunismus, in ein Land voller eindrücklicher Geschichte. Ein Nomadenvolk, vereint durch den cleversten, den berühmten Ghengis Kahn, in dem viele Menschen heute noch so leben wie damals. Der Vergleich einer geführten Tour von 100 Dollar pro Tag und dem durchschnittlichen Einkommen von 200 Dollar im Monat, ist ein gutes Beispiel für die Verhältnisse. Wir haben viel gehört, nun schauen wir es uns selber an. Die Mongolei. Gegen Mitternacht werden wir die Grenze erreicht haben. Wir können es kaum erwarten.
Ich bin immer wieder überrascht über die vielen verlassenen Dörfer entlang der Bahnstrecke. Was ist da wohl passiert?
Die Zugfahrt ist mal wieder supergemütlich und es ist kaum vorzustellen, dass dieser Zug bis nach Moskau durchfährt. Der Transmongolian Express. Eisenbahngeschichte auf einer der schönsten Strecken unseres Planeten - und wir mittendrin. Was für eine Befriedigung nach all dem Stress :D Ich freue mich riesig auf die weite Steppe, kühlere Temperaturen und viel Natur, in der Hoffnung dadurch meine Kreativität und Passion zurück erhalte, die mir die Warterei in China genommen hat. Ich schliesse die Augen und erfasse den rötlichen Sonnenuntergang mit vollem Herzen, bis der Bauch zu kribbeln beginnt. Zum ersten Mal seit langem.
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