Montag, 15. April 2013

Ein kleines Schwedenabenteuer.

7-10. April 2013 - Götheborg (Schweden)


Frida führte mich die letzten Tage durch ihr Götheborg. Es ist hier immer noch Winter und die Biese zieht vom Meer hinüber. Doch das lässt die Schweden kalt und hält niemanden davon ab am ersten Sonnentag ins Archipel im Meer vor der Stadt zu fahren um dort die neuen Icecremsorten zu versuchen. Der erste Schritt ins Wasser wurde naiv mit "chilly" kommentiert. Schlotternd sitzen Frida, ihre Freundin Ymma und ich im Gras zwischen den Steinen und freuen uns darüber, dass uns weder Bienen plagen, noch uns das Eis wegschmelzen wird.

Schon bei Fridas Eltern zuhause, fiel mir die Faszination für Glacé auf. Natürlich musste Frida den weit gereisten Mann für original Schwedische Fleischbällchen mit Kartoffelstock und Preiselbeeren nach Muttis Art vorbei bringen. Natürlich hat jeder ausser mir die Testberichte über die neuen Sorten gelesen, ausser dem Ausländer, dem alles freundlich übersetzt wurde. =) Zum essen gab es leckeres Knäckebrot. Ich habe irgendwie noch gar nicht recht realisiert, dass ich in Schweden bin und völlig vergessen, wie fanatisch sie für Lakritze sind und wie gut ihr Knäckebrot ist. Ich habe mir gleich zwei grosse, runde Pakete für Ulla und Lukas in Hamburg eingepackt.

Eine weitere spezielle Begegnung gab es gleich am selben Abend. Fridas Familie musste vor einigen Jahren einen Schweren Schicksalsschlag hinnehmen, als Lennard, der Vater, an schwerem Altsheimer erkrankte. Eine grosse Herausforderung für die Familie, die ihr einst stolzes Oberhaupt nun ganz anders behandeln muss. Stolz sitzt er am Tisch, versucht im schwindenden Sinne die Englischen Worte zu finden, die ihm mal so nahe lagen. Frida war erstaunt, dass er sich nach dem Toilettengang nicht neu bei mir vorstellte, sondern ihm noch ganz klar war, wer ich war. Für den Abschied erhielt ich eine Kräftige Umarmung und eine Fahrt mit seiner Hand über mein Gesicht. "Er kann sich besser merken, wie sich etwas Anfühlt, wie irgendwelche Worte." sagt Johanna, Fridas ältere Schwester.

Die Tage verbrachten wir mit viel laufen und Fikkas (Kaffékränzchen). Gestern Abend meinte dann Ymma, dass sie Frida die letzten Monate selten so viel gesehen hat, wie die Tage. Lustig, dass es einen Mann dazu brauchte. Frida scheint immer noch unter der Trennung mit ihrem Exfreund, mit dem sie nach unserem Treffen in Vietnam lange zusammen war. Ich wünsche mir für sie, dass es ihr bald besser geht.

"Ja aber warum hast du sie denn jetzt nicht mitgenommen?", meint Malic, der Busfahrer. "Es sind nur 7 Leute im Bus und es kostet nur 60 Euro!" Er hat ja schon recht. Man hätte ja auch meinen können, dass wir zusammen sind bei dieser innigen Umarmung, wie Frida und ich sie uns vor allen Augen gaben. Doch hier ist nicht Vietnam und es ist nicht der Bus nach Mui Ne sondern der von Götheborg nach Hamburg direkt. Frida gehört nunmal nach Götheborg und wir wurden beide vom plötzlichen Abschied, der kitschiger im Sonnenuntergang nicht hätte sein können, überrascht.

Es ist der Beweis dafür, dass es sich lohnt selbstlos Aufwand, eine Reise, die nicht am Weg liegt, auf sich zu nehmen, um einen Menschen zu treffen, mit dem man damals vor 2 Jahren so gut verbinden konnte. Klar kamen all die Erinnerungen hoch, klar war es eine Magic Bubble. Kein Sex aber ein Orgasmus für den Geist für uns Beide.

Das war es, mein kleines Schwedenabenteuer, das ich irgendwie noch gar nicht recht realisiert habe. Doch eines ist mir klar, Freundschaften sind das wichtigste auf der Welt und sie kennen keine Grenzen und Schauplätze sind sekundär. Klar erinnern mich die Windräder am Strassenrand daran, wo ich bin. Aber das ist egal. Freundschaften brauchen keine "Pflege", sondern den natürlich aufkomenden Willen, den so eine Beziehung automatisch mit sich bringt. Wenn man im richtigen Moment darauf hört, dann, ja dann kann etwas fürs Leben daraus werden.










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