Sonntag, 14. April 2013

Licht und Wellen.

6. April 2013 - Copenhagen


Sonja und Jens hatten heute Gäste. Sie waren sehr freundlich und integrierten mich freundlich. Die Vorspeise, Lachs mit Honig-Dill Senf auf Toast und selbst gemachtem Humus wurde vom Hauptgang, sanft ofengegartem Rind mit Risotto abgelöst. Alles ein Gaumenschmaus, das nur noch vom Dessert, einem Schokokuchen in Grand Manier und Birnenmarmelade, serviert mit Vanilleeis übertrumpft wird. Dazu immer passende Weine und zum Abschluss ein Port. Was für ein Aufwand um Freunde zu empfangen. Irgendwie schön. Irgendwie anspannend.

Ich wünsche ich mir, dass in meiner eigenen Zukunft solche Abende anders aussehen. Auch wenn ich vielleicht mal in oberer Klasse sein werde, will ich nicht Casual tragen, wenn meine Freunde zu Besuch sind. Das ist so drückend. Am liebsten würde ich gar nichts tragen um ehrlich zu sein. Ich fühle mich soso lala, ziehe mich bald zurück um zu denken.

Per hat mich gestern schwer enttäuscht. Ein einfaches: "Es ist eine Party im kleinen Rahmen" hätte gereicht. Ich hätte es verstanden. Stattdessen denke ich über all den Aufwand nach, den ich in den letzten Jahren auf mich genommen habe um etwas zu geben. Vielleicht ist dieser Vorfall eine Spiegelung von meinen eigenen Fehlern? Copenhagen war für mich immer ein Ort der Reflexion für meine Schwächen. Er hat sich entschuldigt, trotzdem falle ich heute niemandem um den Hals.

Ich muss jetzt Gesichter sehen. Bekannte Gesichter mit denen ich intensive Erinnerungen Teile. Ich habe genug vom dauernd neue Menschen kennenlernen und ewig die selben Geschichten erzählen. Zwei Jahre ist es nun her, dass ich Frida gespürt habe. Seid klar ist, dass wir uns sehen, hat sich alles Kommunikative verändert und die Facebook-Kälte ist einer trauten Wärme gewichen in der ich bekanntes erkenne. Auch ihr wird bewusst, das schon bald die Vergangenheit zum Leben erwacht und dass es Menschen gibt, die ihr Wort halten. Es ist nicht komisch, sondern angenehm vertraut, als würde sie meine Nähe wieder dulden, weil sie weiss, ich werde bald da sein, meine Hand auf ihre Schulter legen.

Solche Momente können nur die Nachwehen einer Reise sein. Was nicht heisst, dass ich mich nicht melancholisch fühle. Was nicht heisst, dass ich schon alle Antworten weiss. Was ich weis ist, dass ich morgen nach Schweden fahre. Das reicht für den Moment auch aus.

Es ist schon lange dunkel und unerträglich heiss hier drin. Der Blick nach draussen lockt mich zu einer späten Zigarette. Die Gäste sind inzwischen gegangen, ich höre keine Stimmen mehr. Das Wasser fliesst noch genauso durchs Dock, wie es gestern schon tat. Das Licht bricht sich und scheint auf die unzähligen kleinen Wellen. Licht und Wellen. Lichtwellen. Gemacht für einander.

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